
Gedenkstätte in Deutsch Jahrndorf erinnert an Zwangsarbeit beim Bau des Südostwalls
Feierlich wurde am 12. Juni 2025 in Deutsch Jahrndorf eine neue Gedenkstätte gesegnet, die an die Zwangsarbeit beim Bau des sogenannten Südostwalls erinnert. Dieses Friedensmal, geschaffen vom Künstler Daniel Bucur aus Gols, befindet sich an der Zurndorfer Landstraße im Dreiländereck und wurde als Gemeinschaftswerk von Land Burgenland, Diözese Eisenstadt, Erzabtei Pannonhalma und Gemeinde Deutsch Jahrndorf verwirklicht.
Ort des Gedenkens und der Mahnung

Die Gedenkstätte erinnert an die Zeit vor 80 Jahren, als tausende Menschen, darunter auch der junge Josef Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.), vom NS-Regime zum unfreiwilligen Arbeitseinsatz gezwungen wurden. Das Denkmal zeigt eine überlebensgroße menschliche Figur mit einem Spaten, dessen Griff an einen Kreuzstab erinnert, sowie eine angedeutete Baracke, die die Lebenswirklichkeit der damaligen Zwangsarbeiter nachempfindbar macht. Davor aufgestellte Bänke laden Besucher zum Innehalten und Nachdenken ein.

Feierliche Segnung durch die Kirche
Gesegnet wurde die Gedenkstätte von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics, der gemeinsam mit Landesrat Leonhard Schneemann, Erzabt Cirill Tamás Hortobágyi und Bürgermeister Gerhard Bachmann das Denkmal der Öffentlichkeit übergab.

Bischof Zsifkovics betonte: „Das Denkmal erinnert an die Opfer von Gewalt, Krieg, Diktatur und Terror – gestern wie heute – besonders an die Opfer der Tat am Pfingstdienstag in Graz. Wir dürfen keine Anwälte des Todes sein, sondern müssen Propheten des Lebens werden.“
Er ergänzte: „Die Stätte soll ein Ort der Erinnerung, der Stille und der Hoffnung sein, getragen von der Botschaft: Gott ist die Liebe.“
„Erinnern ist eine Verpflichtung gegenüber der Zukunft“

Landesrat Leonhard Schneemann hob hervor: „Mit dieser Gedenkstätte schaffen wir einen wichtigen Ort gegen das Vergessen. Hier wurden vor 80 Jahren junge Menschen zur Zwangsarbeit am Südostwall gezwungen. Das Land Burgenland unterstützt dieses Projekt, weil Erinnerungskultur gesellschaftliche Aufgabe ist. Gerade in Zeiten, wo populistische Kräfte die Geschichte relativieren, wird Gedenken wichtiger denn je. Diese Gedenkstätte soll lebendiges Mahnmal sein. Nie wieder sollen Menschen zu Objekten der Willkür werden.“
Ein Mahnmal mitten in Europa
Auch Erzabt Cirill Tamás Hortobágyi unterstrich die Bedeutung des Ortes: „Dass wir uns mitten im Herzen von Europa befinden und dies auch leben müssen: Übernehmen wir gemeinsam Verantwortung für den Frieden in dieser Welt. Möge dieser Ort alle Besucherinnen und Besucher daran erinnern, dass es ein Ort des Friedens ist.“
Bürgermeister Gerhard Bachmann zeigte sich bewegt: „Diese Gedenkstätte hier in Deutsch Jahrndorf soll ein Mahnmal sein für uns alle und uns an die grauenvollen Taten erinnern. Mögen viele Menschen hier innehalten und gedenken.“
Der Künstler und seine Botschaft
Daniel Bucur erläuterte den zahlreichen Gästen die Entstehungsgeschichte des Denkmals und betonte dabei die zentrale Botschaft des Projekts. Besonders hob er hervor, dass alle den Satz von Papst Benedikt XVI. „Gott ist die Liebe“ mitnehmen und gerade in schwierigen Zeiten daran glauben sollten.
Historischer Hintergrund
Der Südostwall war ein von den Nationalsozialisten geplantes Verteidigungssystem, das sich von den Karpaten bis zur Drau erstrecken und den Vormarsch der Roten Armee aufhalten sollte. Der Bau wurde nie vollendet. Rund 300.000 Menschen wurden zum Arbeitseinsatz gezwungen, darunter 30.000 ungarische Juden. Viele von ihnen wurden Opfer von Gewalt und Ermordung, allein im Bezirk Oberwart wurden mehrere hundert jüdische Zwangsarbeiter erschossen.
Die Gedenkstätte in Deutsch Jahrndorf ist ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen und für ein friedliches, wachsames Miteinander in Europa.
Titelbild: Erzabt Cirill Tamás Hortobágyi, Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics, Landesrat Leonhard Schneemann, Musiker Ferry Janoschka und Künstler Daniel Bucur (vl.n.r.) bei der Gedenkstätte in Deutsch Jahrndorf.
© Diözese Eisenstadt / Anne Rothleitner
Bildtext Segnung Gedenkstätte 1: Bei der Segnung der Gedenkstätte in Deutsch Jahrndorf zur Erinnerung an den Bau des Südostwalls: (v.l.) Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics, Künstler Daniel Bucur und Landesrat Leonhard Schneemann.
Bildtext Segnung Gedenkstätte 2: Im Rahmen der Feier zur Segnung der Gedenkstätte in Deutsch Jahrndorf wurde auch der Opfer des Amoklaufs in Graz gedacht. Im Bild (v.l.) Erzabt Cirill Tamás Hortobágyi (Erzabtei Pannonhalma), Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics und Landesrat Leonhard Schneemann beim Anzünden von Kerzen.
Bildtext Segnung Gedenkstätte 3: Festakt anlässlich der Segnung der Gedenkstätte in Deutsch Jahrndorf zur Erinnerung an den Bau des Südostwalls: (v.l.) Musiker Ferry Janoschka, Pfarrer Mag. Franz Borenich, Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics, Landesrat Leonhard Schneemann, Erzabt Cirill Tamás Hortobágyi und Künstler Daniel Bucur.
Bildtext Segnung Gedenkstätte 4: Landesrat Leonhard Schneemann spricht beim Festakt anlässlich der Segnung der Gedenkstätte zur Erinnerung an den Bau des Südostwalls in Deutsch Jahrndorf.
Bildquelle: Landesmedienservice Burgenland
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