30 Jahre nach dem Attentat von Oberwart: Gedenken und Mahnung

In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 wurde das Burgenland von einem schrecklichen Verbrechen erschüttert. Ein Rohrbomben-Attentat riss vier Menschen aus dem Leben: Peter Sarközi, Josef Simon sowie Karl und Erwin Horvath. Der rechtsextreme Attentäter Franz Fuchs hatte ein manipuliertes Schild mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ aufgestellt. Als die vier Männer das Schild entfernen wollten, detonierte eine Bombe und tötete sie. Dieses Verbrechen hinterließ tiefe Spuren in der burgenländischen Gesellschaft und darüber hinaus.

30 Jahre nach dem Attentat von Oberwart: Gedenken und Mahnung Erwin und Karl Horvath Josef Simon und Peter Sarközi
Erwin und Karl Horvath Josef Simon und Peter Sarközi

Gedenkfeier in Oberwart: Erinnerung als Auftrag

Anlässlich des 30. Jahrestages fand eine Gedenkfeier statt. Landesrat Leonhard Schneemann betonte in seiner Rede die Bedeutung der Erinnerungskultur und die Notwendigkeit, sich weiterhin für Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe der Roma und Sinti einzusetzen. „Erinnerung ist keine Last, sondern ein Auftrag“, sagte Schneemann eindringlich.

30 Jahre Attentat von Oberwart Burgenland Bürgermeister Georg Rosner, Landesrat Leonhard Schneemann und Manuela Horvath beim Entzünden der Kerzen.
Bürgermeister Georg Rosner, Landesrat Leonhard Schneemann und Manuela Horvath beim Entzünden der Kerzen.

Er verwies darauf, dass in den vergangenen drei Jahrzehnten wichtige Fortschritte im Bereich der Chancengleichheit für die Roma erzielt wurden. Dennoch gebe es weiterhin viel zu tun. „Wir müssen uns weiterhin intensiv mit der Geschichte der Roma auseinandersetzen, denn viele wissen heute nicht mehr, wo Roma-Siedlungen waren, wie diese Menschen gelebt und gearbeitet haben. Diese Erinnerungen dürfen nicht verblassen oder ausgelöscht werden.“

Politik und Gesellschaft in der Verantwortung

Seit der Anerkennung der Roma als Volksgruppe im Dezember 1993 wurden zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um die gesellschaftliche Akzeptanz und Chancengleichheit zu stärken. Dazu gehören unter anderem spezielle Lernunterlagen für Schulen, die Förderung von Kunst und Kultur sowie Medienarbeit in der Minderheitensprache. Auch das neue „Volksgruppen-Haus“ in Oberwart, das in Kürze fertiggestellt wird, ist ein wichtiges Zeichen für die Anerkennung und Integration der Roma-Community.

30 Jahre Attentat von Oberwart Burgenland
Bürgermeister Georg Rosner, Landesrat Leonhard Schneemann und Manuela Horvath bei der Gedenkstätte.
Bürgermeister Georg Rosner, Landesrat Leonhard Schneemann und Manuela Horvath bei der Gedenkstätte.

Dennoch betonte Schneemann die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen: „Aber wir sind uns einig: Es gibt noch viel zu tun. Es braucht weitere Anstrengungen von der Politik und der Gesellschaft, um Vorurteile und Rassismus nachhaltig abzubauen. Dies ist ein klares Bekenntnis in unserem Zukunftsplan.“

Der Täter und seine Anschlagsserie

Das Attentat von Oberwart war Teil einer rassistisch motivierten Anschlagsserie, die ganz Österreich erschütterte. Der Rechtsextremist Franz Fuchs verübte zwischen Dezember 1993 und Oktober 1997 insgesamt 25 Briefbombenanschläge, eine Rohrbombe und zwei weitere hochexplosive Sprengfallen. Unter seinen Opfern war auch der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk, der vier Finger seiner linken Hand verlor. Der Kärntner Polizist Theo Kelz erlitt schwere Verletzungen, als er eine Bombe untersuchte, die vor einer slowenischen Schule in Klagenfurt deponiert worden war. Fuchs, der sich als Teil der sogenannten „Bajuwarischen Befreiungsorganisation“ sah, wurde 1999 zu lebenslanger Haft verurteilt. Später erhängte er sich in seiner Zelle.

Gemeinsames Gedenken

Die Gedenkfeier wurde von zahlreichen Persönlichkeiten begleitet, darunter Manuela Horvath, Stefan Horvath, Bischof Ägidius Zsifkovics, Bürgermeister Georg Rosner, Superintendent Robert Jonischkeit, Bischof Franz Scharl und Abgeordneter zum Nationalrat Maximilan Köllner. Gemeinsam entzündeten sie Kerzen zum Gedenken an die Opfer und hielten inne, um die Tragödie und deren Auswirkungen zu reflektieren.

Mit Blick auf die Zukunft forderten die Anwesenden, die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. „Wir müssen Lehren aus der Vergangenheit ziehen, um eine gerechte und diskriminierungsfreie Zukunft für alle zu gestalten“, so Schneemann abschließend.

Bildtext:

30. Jahrestag_01: Landesrat Leonhard Schneemann, Manuela Horvath, Stefan Horvath, Bischof Ägidius Zsifkovics, Bürgermeister Georg Rosner, Superintendent Robert Jonischkeit und Bischof Franz Scharl.

30. Jahrestag_02: Bürgermeister Georg Rosner, Landesrat Leonhard Schneemann und Manuela Horvath beim Entzünden der Kerzen.

30. Jahrestag_03: Bürgermeister Georg Rosner, Landesrat Leonhard Schneemann und Manuela Horvath bei der Gedenkstätte.

Bildquelle: Landesmedienservice / Dorothea Müllner-Frühwirth
Dorothea Müllner-Frühwirth

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